Burg Hochkraig und das Hakenkreuz

Dieser Post ist meine Teilnahme an der interaktiven Neulingschallenge 2.0 von @theaustrianguy


Meine Heimatstadt St. Veit an der Glan war im Mittelalter eine sehr bedeutende Residenz für die Herzöge von Kärnten, was sie bis 1518 sogar zur Hauptstadt des Herzogtums machte. (1)
Zum Schutz der Herzöge war die Stadt von unzähligen Burgen und Wehranlagen umgeben.
Die meisten davon sind leider schon seit hunderten von Jahren dem Verfall preisgegeben, aber immerhin noch als sehr interessante Ruinen erhalten.

Mit diesem Post beginne ich eine Serie, in der ich sämtliche Burgen, Ruinen und sonstige historische und in Vergessenheit geratene Bauwerke und Orte meiner unmittelbaren Umgebung vorstellen werde.

Den Anfang macht eine Burg der drei sogenannten "Kraiger Schlösser", die zu den bekanntesten der St. Veiter Burgenkette zählen. Diese Burg ist immer wieder in den Medien, da auf ihr ein riesiges Hakenkreuz prangt. Wie es dazu kam und was das zu bedeuten hat erfährt ihr in diesem Post.


Burg Hochkraig

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Blick auf die Burg vom Tal aus, das Hakenkreuz ist weithin sichtbar

Auf einer fast 100 Meter hohen Felsnadel über einer wichtigen Handelsstraße der Römerzeit und des Mittelalters thront die Burg Hochkraig. Sie ist die zweite von drei Burgen, welche sich in unmittelbarer Nähe zueinander befinden.
Die alte Burg Hochkraig, nur wenige 100 Meter Luftlinie entfernt, wurde bald zu klein und so wurde die neue Burg Hochkraig errichtet. Zeitgleich baute man eine dritte Burg (Burg Niederkraig) in das Tal, welche leichter zu erreichen war und als Wohnsitz diente.

Um einen ungefähren Überblick über die Lage der Burgen zu bekommen, habe ich hier eine Landkarte der Umgebung abgebildet. Die Burg Hochkraig habe ich rot eingekreist.
Man kann bei genauem Hinsehen außerdem einige andere Ruinen erkennen, welche zusammen die "St. Veiter Burgenkette" bilden. Ich werde nach und nach über jede einzelne der Burgen einen Beitrag verfassen.

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Um sich die Karte genauer anzusehen, einfach draufklicken!

Die Geschichte der Burg in einer übersichtlichen Zeittafel zusammengefasst:

Quelle: Wikipedia (2)

JahrEreignis
1091Erste urkundliche Erwähnung
danachKraiger waren Lehensträger des Kärnter Herzogs
ab 1249Sie stellten Truchsesse (Hofämter) des Landesherren
1466Herren von Kraig wurden in den Freiherrenstand erhoben
14. & 15. Jhd.Sie stellen Landeshauptleute von Kärnten
1564Konrad von Kraig stirbt und mit ihm der Kärntner Zweig des Geschlechts
1566Georg Graf von Nogaroll wird Alleininhaber
1570Erzherzog Karl (Lehensherr) verkauft Kraig an Georg von Khevenhüller
1628Paul Khevenhüller verkauft Kraig an Freiherren Ludwig Grotta von Grottenegg
Mitte 17. Jhd.Hochkraig ist unbewohnt und dem Verfall preisgegeben
1822Familie Goess ist Besitzer der Kraiger Schlösser

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Die Rückseite der Burg, dieser Teil der Mauer ist in den letzten Jahren eingestürzt

Hochkraig ist nur von seiner Rückseite her zugänglich, wodurch sie nie angegriffen, geschweige denn eingenommen wurde. Da man ursprünglich auf relativ ebenem Boden in die Burg gelangen konnte, wurde ein ca. 10 Meter breiter Halsgraben direkt vor dem etwas höher gelegenen Eingang der Burg errichtet.
Heute ist dieser Eingang nicht mehr zu benutzen, da Teile der Mauer eingestürzt sind (siehe Foto) und auch generell ein sehr hohes Risiko für weitere Einstürze besteht.

Mit einer ordentlichen Portion Mut und einem kleinen "Umweg" kann man aber dennoch in die Burg gelangen.
Ich werde es aber niemanden empfehlen, das Betreten der Anlage ist verboten und die Gefahr abzustürzen ist hoch.

Die Burg steht auf einem 100m hohen Felsen
Hakenkreuz und "Heil Hitler" Aufschrift

Was macht ein riesiges Hakenkreuz auf der Burg?

Vor dem Zweiten Weltkrieg war neben Wien auch Kärnten ein Zentrum des österreichischen Nationalsozialismus.
Im Zuge des "Naziaufstandes" in Österreich (und des einhergehenden Putschversuchs für Hitler (Juliputsch)) wurde dieses riesige Hakenkreuz 1934 von nationalsozialistischen Aktivisten in die Fassade des Bergfrieds von Hochkraig eingearbeitet. Es wurde nicht nur aufgemalt, sondern regelrecht in den Stein der Fassade gemeißelt.
Und genau das ist das Problem:
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es großflächig übermalt und es geriet in Vergessenheit, doch wurde es nach einiger Zeit wieder sichtbar. Da Bäume um die Burg gewachsen sind, blieb das Hakenkreuz versteckt, bis vor einigen Jahren bei Renovierungsarbeiten die Bäume gefällt wurden. Seitdem ist das Hakenkreuz wieder weithin und sogar bis ins Tal hinunter sichtbar.
Bisher scheiterte jeder Versuch, das Hakenkreuz zu entfernen. Man müsse den Turm abreißen - doch dagegen wehrt sich das Denkmalamt und auch der Besitzer der Burg. Bis heute ist völlig offen, was damit geschehen soll. (3)

Meiner Meinung nach sollte man es als Mahnmal stehen lassen und mit einer entsprechenden Erklärungstafel versehen, die auf die Gräueltaten unter dem Nationalsozialismus hinweist.

Im Anschluss möchte ich euch noch ein paar interessante Bilder zeigen, welche ich bei meiner Erkundungstour gemacht habe.
Besonders schön finde ich die kleine Kapelle, welche auf einer völlig isolierten Felsnadel steht und leider nur noch mit Kletterausrüstung erreichbar ist. Der Pächter der Burg möchte sie renovieren - ich bin gespannt was dabei rauskommt!

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Die gotische Burgkapelle, isoliert und nicht mehr erreichbar auf einer Felsnadel

Von Hochkraig aus hat man einen wunderbaren Ausblick hinunter in das Zollfeld, man kann den St. Veiter Stadtteil Glandorf sehen und hat einen guten Blick auf den Magdalensberg im Hintergrund.

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Blick von Hochkraig in das Zollfeld. Im Hintergrund ist schön der Magdalensberg zu sehen

Die nächste Burg in meiner Serie wird die Burg Niederkraig sein, welche direkt am Fuß der Felsnadel von Hochkraig errichtet wurde:

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Burg Niederkraig, von Hochkraig aus betrachtet


Herzlichen Dank an @javehimself, der seine Trennlinien für jedermann zur Verfügung stellt!


Quellen:
(1) St. Veit: Ehemalige Hauptstadt Kärntens
(2) Wikipedia: Kraiger Schlösser
(3) Burg Hochkraig und der Fluch des Hakenkreuzes

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