A boirisches Madl muass a a Bier trinka kinna! Drum bericht I a über Bier!
Auf Hochdeutsch: Ich bin ein bayerisches weibliches Lebewesen, das die Fähigkeit besitzt Bier zu trinken. Daher möchte ich mein Amateurwissen über Bier hier verbreiten.
Familienwurzeln
Zuerst eine kleine Anekdote, um aufzuzeigen, wie tief das instinktive Bierwissen in meiner Familie verwurzelt ist.
Schon mein Vater musste für seinen Vater nach getaner Arbeit ein sogenanntes Feierabendbier holen. Da gab es noch keinen Getränkemarkt, sondern der Bua (Bube) wurde mit einem Krug zum Brauer zum Bierholen gesandt.
Der Bub marschierte also mit ein paar Pfenning los, wartete am Fensterl des Brauers auf, lies sich den Krug füllen und schlenderte nach Zahlung der kostbaren Fracht nun etwas langsamer wieder gen Heimat.
Der kleine Werner verschüttete nie das Bier seines Papas, doch weniger wurde es trotzdem. Bis der Bub zu Hause war und die Bewegungen des kleinen Herren geschmeidiger wurden, füllte sich der Krug etwas mit Luft. Aber nur so viel, dass er nicht wirklich Ärger mit seinem Vater bekam. Wer will schon eine Tracht Prügel? So kam es jodoch regelmäßig dazu, dass Herr Papa über die schlechte Einschenkmoral und erhöhte Preise lamentierte.
Ich, freilich nach modernen Erziehungsmethoden erzogen, schnupperte nur den Bierduft im Kindesalter und durfte nichts von dem goldenen Gebräu kosten.
Aber vermutlich wurde es mir trotzdem vererbt, denn Wein ist gut, aber Bier ist herrlich!
Nun, da ich alles bis ins kleinste Fitzelchen erkunden muss, habe ich mir auch etwas Amateurwissen über das Thema „Bier“ angeeignet.
Jeder kennt, auch über die Grenzen von Bayern hinaus, die Grundzutaten sowie das Reinheitsgebot, erstellt im Jahre 1516 (Achtung! Hefe wurde da nicht aufgeführt!).
Wie würzt man ein Bier?
Vorher wurde zum „Würzen“ so einiges mit in den Hexenkessel gegeben. Eichenrinde ist noch das Harmloseste, auch Stechapfel wurde probiert. Das führte dann zu einem „einmaligem“ Genuß.
Das Monopol des Bieres saß auch noch nicht im Süden, sondern im Hohen Norden! Ja, wer hat’s erfunden? Die Hansen haben die Blonde erfunden! (Das Getränk Bier jedoch existiert schon viiiiiiel länger!)
Es gab zwar schon viele kleine Brauereien, die zum Hausgebrauch selbst Bier brauten, aber nur untergäriges Bier. Oder aber man trank Wein, der aber wohl recht sauer war…
In Bayern war dieses untergärige Bier ein braunes Bier, das bei 5 bis 12 Grad Celsius (brrrrrrr!) gebraut wurde, sprich eigentlich nur im Winter. Man brauchte das Eis aus den Seen zur Kühlung!
Die lieben Blonden
Erst unter Herzog Maximillian I wurde Bier mainstream. Das liebe Steuergeld veranlasste ihn, das zuvor „unter Herzog Wilhelm IV gegründete Geschäft des Bieres“, an den Mann zu bringen. Die Einnahmen finanzierten den dreißig jährigen Krieg sowie einige nette „Häuschen“. Die Brauereien im Norden wurden durch den Krieg zerstört und die gemütlichen Bayern wollten keinen Wein mehr anbauen, sondern lieber a gscheite Maß trinka! Koste es was es –an Steuerngelder - wolle!
In diesem Zeitraum zog auch die Blonde in den Süden, die sich erst richtig bei 15 bis 21 Grad Celsius wohlfühlt und dabei obergärig genannt wird.
Apropos Hausgebrauch, in Amberg gab es zu den besten Zeiten 40 Brauereien! Zu dieser Zeit hatte Amberg gerade mal etwas über 12.000 Einwohner. Davon sind heute leider nur 4 große Brauereien und 2 kleine übrig geblieben.
Schade darum, aber Hauptsache schmecken tut’s!
Schmecken, woher kommt der Geschmack? Vor allem nachdem es ja nicht so viele Zutaten sind, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser. Heutzutage gibt es ja sogar Biere, die nach Maracuja schmecken. Ist da vielleicht doch mehr drin?
Man nehme...
Nicht unbedingt. Geschmacksträger sind die Zutaten selbst.
Hauptgeschmacksträger, da kommt auch die Maracuja ins Spiel, ist der Hopfen. Die ätherischen Öle prägen den Geschmack, sprich die Seele des Bieres (Eigentlich hätte Aloisius sein Bier mit in den Himmel nehmen dürfen, dann es hat ja auch eine Seele!). Hierbei wird unterschieden zwischen Aromasorten sowie Bittersorten.
Die Entwicklung einer neuen „Seele“ dauert 12 Jahre!
Außerdem ist die Hallertau mit 15.500 Hektar bis dato das weltgrößte zusammenhängende Anbaugebiet für Hopfen.
Auch den Geschmack beeinflussend ist die Hefe. Die Hefe ist wie wir Menschen. Es gibt gaaaanz viele verschiedene Stämme und jeder hat seine eigene Sprache. So auch die Hefe. Somit „spricht“ auch jedes Bier jeden unterschiedlich an und manch einer „versteht“ es gar nicht.
Eine kleine Randnotiz hier: Anno dazumal wurde das Braurecht gerne an Bäcker vergeben - Gelinggarantie!
Auch das Malz mischt geschmacklich mit. Es ist etwas für unser Mäulchen, sprich Mundgefühl. Sprudelwasser fühlt sich anders an wie ein Bier. Probiert es aus! Habt ihr schon mal vom Biertest gehört? Mein Papa hat es noch live erlebt und mir davon berichtet.
Der Biertest, der Ursprung des Stiftung Warentests?
Das geht folgenderweise: Mann nehme eine Lederhose. Des Weiteren ist eine Holzbank von Nöten. Anschließend wird die Bank mit Bier „befeuchtet“. Mann setzt sich darauf und muss der Dinge harren, bis das Bier bzw. die Hose trocken ist. Nun darf der Herr aufstehen. Klebt die Bank am Hinter / Lederhose, hat das Bier genügend Malzzucker, ansonsten wäre es verwässert. So wurde vor allem Starkbier getestet.
Das war jetzt mal ein Rundumschlag. Zu erzählen gebe es noch so viel und wir haben nur den Schaum vom Bier heruntergeleckt.
Ich selbst mag am liebsten unser „Hausbier“, den Blaustöpsel. Blaustöpsel ist in Edelsfeld zu Hause und wird dort seit 1877.
Ach noch was, da gibt es ja einige aus der Familie steemit, die fleißig Bier testen. Lasst Euch sagen! Ihr seid definitiv damit die nächsten 13 Jahre damit beschäftigt! So viele Sorten gibt es!
Na dann mal zum Wohl!!!
Die Fotos, bis auf das von Amberg und meinem Hausbier habe ich bei pixabay sowie unsplash gemobbst. Thank you @stellabelle for your post about photo resources. This post wouldn't be so colorful without you sharing your knowledge!
Drück Euch!
Ganz zum Schluss noch ein Schmankerl