Von Dichtern und Denkern #1

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Gut 5 Jahre ist das nun her. Es war ein sonniger Tag, ein warmer Tag. Es war ein Tag an dem man lachend mit seinen Jungs und Mädels an der Eisdiele des temperamentvollen Italieners um die Ecke steht und sich der Abkühlung erfreut. Doch, wie das halt so ist, gibt es selbst an den schönsten Tagen etwas auszusetzen. Vorallem wenn man gerade mitten in einer Deppression steckt.

An jenem Tag durfte Ich etwas länger ausschlafen. Unterricht fand nicht statt, jedoch musste ich meine Schulbücher abgeben. Es war einer der letzten Tage des Schuljahres. Der Weg zur Schule war lange und umständlich. Ich wohnte damals in einem kleinen Dorf namens Nesselwang. Ein wundervolles Fleckchen Erde, direkt am Fuße der Alpen. Da ich noch keinen Führerschein besaß, musste ich den Bus nehmen. Zuerst ging es nach Pfronten und von dort aus weiter nach Füssen. Auf eine halbe Stunde Wartezeit am Bahnhof Füssen folgte der gewohnte Kampf um einen Sitzplatz im Bus nach Hohenschwangau, wo ich zur Schule ging. Eingequetscht zwischen zwei mir mehr oder weniger unsympathischen sowie durchaus kräftigen Herren asiatischer Abstammung versuchte ich mir die Situation schön zu denken, wobei der Blick auf König Ludwigs ehemaligem Zweitwohnsitz, das Schloss Neuschwanstein, nicht so hilfreich war, wie man meinen könnte.

In Hohenschwangau angekommen, locker freudig den Bus verlassend, lief ich dem ersten Klassenkameraden über den Weg. Nachdem er geduldig meine Beschwerden über die beschwerliche Busfahrt über sich ergehen ließ, stellte er die Frage des Tages.

"Hey, dir ist schon klar das wir heute die Bücher abgeben müssen?
"Natürlich weiß ich das", entgegnete ich genervt.
"Achso.. ähm.. und warum hast du dann keine Bücher dabei?"
..
..
Fuck.

Die Bücher hatte ich natürlich vergessen. Irgendwas vergisst man immer, so war und bin ich das gewohnt und ich konnte auch schon immer ganz gut damit leben. Aber an diesem Tag haute mich diese kleine Lapalie ganz schön um. Stinksauer auf mich selbst machte ich mich wieder auf den Heimweg. Zurück in den von asiatischen Touristen überfüllten Bus, nach Füssen, Pfronten, bis ich schließlich wieder in Nesselwang ankam. Knapp 4 Stunden war ich an diesem Tag unterwegs, verpeilt, wütend, niedergeschlagen. Zuhause angekommen ging ich in mein Zimmer, setzte mich an meinen Schreibtisch, nahm Block und Bleistift in die Hand und verfasste folgende Worte.

Schon wieder vergessen. Immer das Gleiche.
ins Reich des Vergessens, wir leben die Träume.
Wir träumen das Leben, vergessen die Träume.
Vergessen zu essen. Vergessen zu Leben.

Wir leben in Räumen, die kalt sind vor Nässe.
Die Nässe befreundet mit Pein und mit Schmach.
Und im Leben danach, nicht halb und nicht ganz,
Vollendet die Saat in Chaos und Tanz.

Das Schriftstück ist vermutlich in der Zwischenzeit verloren gegangen. Gesucht danach habe ich nicht, da mir diese Worte in Erinnerung geblieben sind. Ob ich die Schulbücher jemals abgegeben habe? Das habe ich.. vergessen..

Vielen Dank fürs Lesen (:

Arrivederci!

@ilsignore

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