Das Wetter ist schlecht. Ich nutze die Gelegenheit, um einen Blick auf die Märkte zu werfen.
Geldversorgung
Alles ist relativ. Es werde noch mehr Geld, sprach Mario Draghi, der Magier des billigen Zentralbankgeldes. Die EZB kauft jeden Monat für mindestens 60 Milliarden frisch geschöpfter Euro europäische Staatsanleihen von "hervorragender" Bonität. So ist es nicht verwunderlich, dass die Bilanzsumme der EZB von einem ATH (all-time-high) zum nächsten stürmt:
(Bildquelle https://www.ecb.europa.eu/press/pr/wfs/2017/html/ecb.fs170627.de.html)
In den Anfangsjahren der europäischen Gemeinschaftswährung lag die Bilanzsumme der EZB weit unterhalb von einer Billion Euro. Somit hat sie sich in nur 10 Jahren mehr als verfünffacht! Angeblich soll das aktuelle Kaufprogramm Ende 2017 auslaufen, aber kann man heute noch den Verlautbarungen und wagen Ankündigungen der Zentralbanken und der Politiker Glauben schenken, ja kann man sich selbst auf vertraglich fixierte Vereinbarungen noch verlassen? Kürzlich wurden mehrere Italienische Banken mit Staatsknete "gerettet", obwohl diese Notmaßnahme gegen die bestehende Bail-In-Regelung verstößt.
Target2-Sado der Bundesbank
Wohin strömt das viele Draghi-Geld? Schwerpunktmäßig nach Deutschland. Dies erkennt man am aktuellen Target2-Saldo der Deutschen Bundesbank, das ebenfalls das nächste ATH erreicht hat:
(Bildquelle https://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Aufgaben/Unbarer_Zahlungsverkehr/TARGET2/TARGET2_Saldo/target2_saldo.html)
Wir schaffen die Billion, so könnte Frau Merkel sagen, spätestens im Jahr 2018, also nach der Bundestagswahl.
Der Deutsche Immobilienmarkt
Weiterhin ist Betongold en vogue, denn der Immobilienindex für Deutschland läuft synchron mit Draghis Druckerpresse von ATH zu ATH:
(Bildquelle immoscout24.de)
Den stärksten Anstieg im vergangenen Jahr konnte man in Berlin beobachten:
(Bildquelle immoscout24.de)
Die Immobilienpreisentwicklung ist in ihrem Verlauf gut korreliert mit der Bilanzsumme der EZB. Wen wundert das? Die Flut hebt alle Boote. Na ja, fast alle.
DAX
Spannend wird es hingegen beim DAX, denn er hat uns letzte Woche einen Chart gemalt, der nach einem Fehlausbruch über das ATH von 2015 aussieht:
(Bildquelle ariva.de)
Er scheint auf kürzlich von Zentralbankern getroffene Andeutungen zu reagieren, dass die Bilanzsummenausweitung zurückgefahren werden soll. Der Aktienmarkt reagiert viel schneller, als es dem Immobilienmarkt möglich ist.
EuroStoxx50
Im Gegensatz zum DAX befindet sich der EuroStoxx50 weiterhin seit dem Jahr 2000 in einem langfristigen Abwärtstrend:
(Bildquelle ariva.de)
Auch hieran erkennt man die völlig unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen Regionen der Eurozone.
Gold
Das Gold befindet sich nach dem ATH im Jahr 2011 und dem Rutsch unter die 1500 $ Marke im Jahr 2013 in einer völlig lustlosen Schiebezone weit unterhalb des ATH:
(Bildquelle ariva.de)
Dieser Markt macht keinen Spaß. Der Goldpreis wird nach unten abgefedert durch die Produktionskosten und nach oben gedeckelt durch die Leerverkäufe der Bullionbanken, die beliebige Mengen nicht vorhandenes Gold per Terminkontrakt auf den Markt werfen können. Ein kurzfristiges Ende dieses Spiels ist nicht in Sicht.
Bitcoin
Der Bitcoin befindet sich nun endlich in einer äußert notwendigen Korrektur, denn der Krypotocoinmarkt war in der ersten Hälfte dieses Jahres völlig überhitzt. Seien wir bitte geduldig und gönnen dem Markt seine Verschnaufpause. Je länger die Bodenbildung dauert, desto solider ist das Fundament für den nächsten Aufschwung. Auf dem 3-Jahres-Chart ist die Korrektur bislang ohnehin nur mit einer Lupe zu erkennen.
(Bildquelle ariva.de)
Bemerkenswerte Zitate
Auf den einschlägigen Portalen habe ich zwei Aussagen gefunden, die ich hier zitieren möchte.
- Andrew Hoffmann auf goldseiten.de:
Ich bin mir ebenso sicher, dass die Entwicklungen, die zwangsläufig und wahrscheinlich schon recht bald zu einer "Flucht" aus den Fiatwährungen führen werden, auch einen dramatischen Anstieg der Nachfrage nach allen alternativen Währungen nach sich ziehen. Ja, Sie haben richtig geraten - ich meine damit auch Bitcoin. Die Überheblichkeit der Zentralbanken, die selbst Ikarus erbleichen lassen würde, schafft die Voraussetzungen für ein beispielloses Desaster unseres aktuellen Währungssystems und legt damit gleichzeitig den Grundstein für ebenso beispiellose Kursgewinne der ganz neuen und ganz alten Währungen.
- Harald Weygand auf godmodetrader.de
Solange der Goldpreis unterhalb von 1295 $ notiert, ist der mehrjährige Bärenmarkt intakt. Seine klassische "Safe haven" Funktion hat Edelmetall zuletzt aufgegeben, möglicherweise sogar an die Crypto-Währungen abgegeben.
Fazit
- Märkte sind keine Einbahnstraßen
- Das große Drucken der Zentralbanken wird weitergehen
- Die Kryptowährungen bleiben die Anlageklasse mit dem besten Chance/Risiko-Verhältnis
- Der große Crash, auf den viele sehnsüchtig warten, hat weiterhin Verspätung