Political correctness vs. Sexismus oder wann ist es ein Kompliment?

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Ich bin eine Frau. Wurde mir schon hinterher gepfiffen? Egal. Die Frage ist, was bedeutet es? Ein Kompliment für mein Aussehen? Oder wie interpretiere ich es? Als eine Objektivierung meines Körpers, der meine restliche Identität ausklammert? Und hier fängt der Spaß an, oder auch: hört er auf. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man selbst der Täter wird, wenn man jemand anders des Sexismus bezichtigt. „Du Spaßbremse!“, „Nimm doch nicht immer alles so ernst, war doch nur Spaß.“ Oder auch gerne „Du Emanze“. Und damit ist nicht eine Frau gemeint, die für ihre Gefühle und Rechte einsteht, sondern eine rechthaberische, nervige Spielverderberin. Und das nervt.


Definition Sexismus:

In der Psychologie: „Sexismus produziere die Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Rollen, wobei diese insbesondere Frauen in eine untergeordnete Position und in eine Stellung mit weniger Macht dränge als Männer.“
In der Soziologie: „Hier heißt es, Sexismus sei kulturell bedingt, institutionell verankert und individuell verinnerlicht. Es sei ein weitergetragenes Denken, Glauben, Meinen und ein Handeln als gesellschaftliche Praxis, welches Männer privilegiere und Frauen unterwerfe. Hierdurch werde das Tun von Frauen abgewertet und Frauen (und Männer) würden auf bestimmte Rollen festgeschrieben. (1)

Definition Political Correctness:

In der ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der englische Begriff politically correct die Zustimmung zur Idee, dass Ausdrücke und Handlungen vermieden werden sollten, die Gruppen von Menschen kränken oder beleidigen können (etwa bezogen auf Geschlecht oder Race/ „Rasse“). (…) es [wurde] von der politischen Rechten bzw. Konservativen in den Vereinigten Staaten aufgegriffen, die die Verwendung und vermeintliche Dominanz einer „politisch korrekten“ Sprache als Zensur und Einschränkung der Redefreiheit auffassen wollten. (2)


Für mich ist political correctness der Versuch Frauen und andere diskriminierungs-gefährdete Gruppen eben nicht zu diskriminieren, sondern zu integrieren. Wenn immer nur von -ern, man und jemand gesprochen wird, kommen Frauen und andere nicht vor. Und Sprache ist der Ausdruck dessen was wir denken. Wenn wir den ganzen Tag nur von Ärzten hören, ist es kein Wunder, wenn wir überrascht sind, wenn die Chirurgin den Raum betritt. Bei dem Überangebot an Klatschblättern voll mit halb angezogenen Frauen und Modetipps, ist es kein Wunder, dass es immer noch eine Nachricht ist, was Angela Merkel gestern anhatte. Und es ist auch kein Wunder, dass Frauen immer noch das Gefühl haben, minderwertig zu sein, weil die Hälfte der Bevölkerung sich sicher ist, dass sie es ist. Nicht extra, sie haben es einfach so gelernt und sind sich dessen überhaupt nicht bewusst. Und damit sieht der Tag so aus: An der Bushaltestelle überlege ich, wie ich es endlich schaffe, die Bikinifigur auf dem Plakat zu haben und auf der Arbeit will ich meinen Chef beeindrucken, während ich mich gleichzeitig schlecht fühle, weil ich nicht genug Zeit für die Kinder habe und der Wäscheberg zuhause wartet. Und dann pfeift mir jemand hinterher oder gibt mir einen Klaps auf den Hintern. Schon schwierig, dass dann nicht positiv zu bewerten. Da findet mich jemand heiß, yeah!

Aber ich will das nicht. Ich will nicht, dass ich anhand meines Körpers bewertet werde oder mich selber bewerte. Ich will nicht, dass ich aufgrund meines Geschlechts einen Job bekomme. Ich will nicht mehr für emotional und sensibel gehalten werden, weil ich Ungerechtigkeiten anklage. Ich will nicht mehr.

Ich will ernstgenommen werden. Nur das, genauso ernstgenommen werden wie ein weißer, heterosexueller, westlicher Mann. Denn machen wir uns nichts vor: Ich klage auf hohem Niveau. Trotzdem

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(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Sexismus
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Korrektheit

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