Die Ära des Proterozoikums - Teil 1: Siderium und Rhyacium - Große Sauerstoffkatastrophe, globale Vereisung und revolutionäre Mehrzeller

Das Proterozoikum

Heute möchte ich mit meiner Serie zur Erdgeschichte fortfahren. Den ersten Teil zum Hadaikum könnt ihr hier finden, den zweiten Teil zum Archaikum hier. Auf das Archaikum folgt das Proterozoikum, die längste Periode der Erdgeschichte. Während das Hadaikum 600 Millionen Jahre und das Archaikum 1,5 Milliarden Jahre andauerten, sind es beim Proterozoikum fast 2 Milliarden Jahre. Der längste Abschnitt der Erdgeschichte war also jener, in dem sich das Leben vom primitivsten Einzeller des Archaikums zur Vorform aller Stämme des Tierreichs entwickelte. Natürlich liegen dazwischen so viele Schritte, dass es nötig ist, diese Ära in sehr viele Ärathemen und Perioden zu unterteilen. Dabei gibt es zwei verschiedene Chronologien. Die heute am meisten verwendete teilt dieses Äon in 3 Äratheme, welche in jeweils 4 Perioden unterteilt sind. Die 3 Äratheme heißen Palaö-, Meso- und Neoproterozoikum. Eine alternative Chronologie teilt dieses Äon in 4 Äratheme. Diese heißen dann Huronium, Animikium, Riphäikum und Sinium. Das Palaöproterozoikum ist dabei gleichbedeutend mit den beiden alternativen Ärathemen Huronium und Animikium. Weiter unterteilt wird es in die Perioden Siderium, Rhyacium, Orosirium und Statherium. Die interessantesten Forschungen zu dieser Ära sind wahrscheinlich jene, die sich mit der Entwicklung des Lebens befassen. Doch auch andere wichtige Entwicklungen fanden in jener Zeit statt. Um ausführlich darüber schreiben zu können, möchte ich nicht mehr als zwei Perioden auf einmal behandeln.

Das Siderium

Die erste Periode des Paläoproterozoikums ist das Siderium. Sie beginnt vor 2,5 Milliarden Jahren und dauert 200 Millionen Jahre an. Manche Forscher schreiben sie dem Archaikum zu, dies wird jedoch noch in der Forschung diskutiert. Der Name leitet sich vom griechischen Wort sideros ab. Dieses Wort bedeutet Eisen und die Entstehung von Bändererzen ist es, was der Periode den Namen gab. Auf dem Bild könnt ihr sehen, was Bändererze sind. Sedimentgesteine, die durch Metalllagen eine geschichtete Struktur besitzen und die, wenn man sie senkrecht durchschneidet, nach Bändern aussehen. Die ältesten Bändererze findet man im Hamersley-Becken in Westaustralien. Deren Entwicklung war vor 2,6 Milliarden Jahren abgeschlossen. 

Huroische Eiszeit

Bändererze entstanden in den Meeren, welche im Archaikum noch Grün waren, da sie eine sehr hohe Konzentration an Eisen enthielten. Damit das Eisen aus dem Wasser gefiltert werden konnte, war Leben notwendig. Anaerobische Algen sonderten Sauerstoff ins Meer ab, wodurch das Eisen zu Magnetit (Fe3 O4) wurde, welches auf den Meeresgrund sank. Nachdem das Eisen aus dem Meer gefiltert worden war, wurde der weiterhin produzierte Sauerstoff in die Atmosphäre abgegeben. Dies wird als Große Sauerstoffkatastrophe bezeichnet, da nach der Sauerstoffanreicherung die Meeresoberflächen vereisten. Diese Vereisung nennt man auch die Huronische Eiszeit.

Eine weitere sichtbare Erinnerung an das Siderium findet sich im russischen Teil Kareliens. Vor 2400 schlug dort ein Meteorit ein, dessen Krater heute den See Suavjärvi beheimatet. Dies ist der älteste Meteoritenkrater, der bis heute erhalten geblieben ist.

Das Rhyacium

Unser Wissen über die zweite Periode des Paläoproterozoikums wurde vor gerade einmal 9 Jahren revolutioniert. Bisher dachte man, dass die 580 Millionen Jahre alte Ediacara-Fauna das älteste mehrzellige Leben der Weltgeschichte darstelle. Doch dem war anscheinend nicht so. Bereits 1,5 Milliarden früher scheint es Mehrzeller, die sog. Gabonionta, gegeben zu haben. Gerade die Große Sauerstoffkatastrophe und die nachfolgende Huronische Eiszeit sorgten dafür, dass die Möglichkeit für mehrzelliges Leben geschaffen wurde. 

Die Gabonionta

Der Geologe El Abani fand 2008 in Gabun, im Franceville-Becken, in 40 Meter Tiefe, schwarzes Tongestein, welches von Gabonionta bevölkert gewesen war. Von diesen lebten bis zu 40 Exemplare auf einem m². Diese Wesen waren bis zu 17 Zentimeter groß und bestanden aus einem ovalen Zentrum, welches von einem strahlenförmigen Saum umgeben war. An anderen Orten der Erde konnte bisher leider keine Spur dieser Lebewesen gefunden werden, da entsprechende Gesteinsschichten extrem schwer zu erreichen sind. Leider kam das mehrzellige Leben bald wieder zu einem Ende, da der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre drastisch absank. Die Gabonionta verschwanden wieder und für 1 Milliarde Jahre gab es kaum Fortschritte im Bereich des Lebens. Diese 1 Milliarde Jahre werden daher auch als "Boring Billion" bezeichnet. Doch völlig ereignislos waren diese Jahre nicht und im nächsten Teil meiner Serie werde ich einiges zu den Kontinentalverschiebungen der nächsten Perioden sagen.


Die Fotos stammen alle von Pixabay oder Wikipedia Commons. Die letzten beiden Bilder wurden von Ventus55 unter CC BY-SA 3.0 lizensiert und hier veröffentlicht.

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